Dienstag, 23. Oktober 2007
Djingolesische Bibliothek
Erstes Buch in der Djingolesischen Bibliothek
Nach der netten Diskussionsrunde meines letzten Beitrages wurde ich von Salamikakao inspiriert, die Djingolesische Bibliothek zu eröffnen.
Klar manch einer wird jetzt bestimmt denken, dass das erste Buch in der Bibliothek ein Weltklassebuch sein müsste, wie zum Beispiel der goldene Topf von E.T.A. Hoffmann (genialstes Buch). Aber nein, Weltliteratur gibt’s ja zu Hauf in jedem Haushalt, deshalb ist das erste Buch der Bibliothek ein eher ungewöhnliches, nicht bekanntes, das nicht jedermann gelesen haben muss.

Schön länger wiegte ich den Gedanken das Buch vorzustellen in meiner inneren Waagschale. Aber der Titel schien mir recht vom eigentlichen Inhalt abzulenken. Denn es geht nicht um Gott (den Mann mit dem weissen Bart).



Finding God through Sex: Awakening the One of Spirit through the Two of Flesh von David Deida ist keinen Sex-Ratgeber, der empfiehlt das linke Bein der Frau schlangenmässig um den rechten Arm des Mannes zu winden, während dem er einen Kopfstand vollbringt, um besseren oder phantasievolleren Geschlechtsverkehr zu haben.
Im vorgestellten Buch geht es um Spiritualität, die auch im Sexualleben lebt. Nach einem Vorwort von Ken Wilber, geht Deida in ganz amerikanischer Manier ans Thema heran: Er schildert eine aus dem Leben gegriffene sexuelle Situation, erklärt dann in einem kurzen Abschnitt, worum es ihm geht, und darauf folgen jeweils ein Kapitel „for him“ und eines „for her“, in denen es um die unterschiedlichen Sichtweisen oder Erlebniswelten in der Sexualität gehen kann. Dabei geht es ihm nicht zwingend um Mann und Frau, sondern um die männlichen Anteile oder eben die weiblichen Anteile in jedem Menschen. Interessant ist der unterschiedliche Stil dieser Teilkapitel. „For him“ ist eher in einer klaren, fast direktiven Art geschrieben und „for her“ ist viel gefühlsvoller und umschreibender. Selbstverständlich liest man beides, denn jeder hat männliche und weibliche Anteile, bloss in unterschiedlicher Stärke vertreten.

Ich selber halte nicht viel von psychologischen Ratgebern am Allgemeinen. Gerade quäle ich mich durch ein anderes Buch, was alle anderen Prinzessinnen ja so toll fanden, aber ich mag noch nicht mal hier den Titel erwähnen. Dennoch ist „Finding God through Sex“ eine rechte Offenbarung gewesen. Ich war da ganz überrascht. Der Inhalt lässt sich sehr gut auf andere Ebenen ausser der Sexualität transportieren.

Inhaltlich geht es um weibliche und männliche Konzepte. Um Freiheit und Gefühl. Im ersten Teil des Buches ist Deida sehr pragmatisch. Sätze wie: „An ordinary man penetrates his woman with his penis. And a good man penetrates his woman with his penis, his heart and his consciousness. (Ein gewöhnlicher Mann penetriert seine Sexualpartnerin mit seinem Penis. Und ein guter Mann penetriert seine Sexualpartnerin mit seinem Penis, seinem Herzen und seinem Bewusstsein.)" sind sehr deutlich, werfen aber gleich mehr Fragen auf. Wie kann man das? Wie soll das gehen? Step by step geht Deida in jedem Kapitel einen Schritt tiefer in die Thematik. Für mich ist dieses Buch ein nahezu unendlicher Brunner, der mir Wasser geschöpft hat, als ich auf der Suche war. (hehe, tönt ja ganz abgefahren und esoterisch.) ;)

Zu keinem Zeitpunkt des Lesens bekam ich das Gefühl von Bevormundung oder Besserwissenschaft, wie ich es mit anderen psychologischen Ratgebern empfunden habe. Es ist viel mehr eine Ode an die Männlichkeit und - vor allem - an die Weiblichkeit!

Leider ist das Buch nicht in Deutsch erhältlich. Da es recht klar formuliert ist, muss man kein Proficiency in Englisch absolviert haben, um es zu verstehen. Die wenigen mir nicht verständlichen Wörter konnte ich rasch im Online-Wörterbuch nachschlagen.

... link (2 Kommentare)   ... comment