Montag, 1. September 2008
dies und das...
Schweizer Höflichkeit
In Wien wurde ich von vielen als zu höflich betrachtet, was sich auch im Nachteil äusserte, dass ich zuweilen sehr laut werden musste, um überhaupt Gehör zu finden, wenn ich zum Beispiel im Peek und Cloppenburg an der Kärnterstrasse fragte, ob es wohl dieses eine Diesel-Shirt, das mir gefallen hat, auch noch in einer anderen Grösse haben gäbe.

Gleichzeitig interpretiere ich die unverfrorene Direktheit eines Deutschen Verlags eher als unfreundlich, der mir auf meine Kündigung eines Abonnements folgendes geschrieben hat:
"Hallo. Kündigung ist angekommen. Tschüss"

Zu dieser Höflichkeitsdiskrepanz habe ich auf Blogwiese einen amüsanten Beitrag eben gelesen. Herr Tiel, der dort rezitiert wird, schägt den Nagel auf den Kopf:
"Die Deutschen mögen uns. Sie finden uns freundlich, was wir aber faktisch weder sind noch sein wollen. Wir bemühen uns bloss, höflich zu sein. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wir Schweizer sind nicht freundlich, wir sind höflich. Die Höflichkeit ist eine grundlegend helvetische Tugend. Die Deutschen, bei deren Umgangsformen die Höflichkeit nicht zuvorderst steht, unterliegen dem Fehler, die schweizerische Höflichkeit als Freundlichkeit zu interpretieren. Daher kommt die Begeisterung der Deutschen für die Schweiz. Dass die Deutschen uns mögen, ist die Folge eines Missverständnisses."

... link (6 Kommentare)   ... comment